Ich liebe Brettspiele und eines ganz besonders. Backgammon habe ich auf meinen Reisen durch den Orient kennen und spielen gelernt. Erstmals kam ich in der Türkei damit in Berührung. Hier ist die Geschichte, wie ich süchtig wurde.
Als ich erstmals durch den Orient gereist bin, da habe ich schon fasziniert auf dieses Schauspiel geblickt. Ein alter Schuhmacher in Izmir saß mit seinen Bekannten um eine Holzschatulle und immer zwei pro Runde warfen abwechselnd kleine Würfel hinein. Ich saß am Nebentisch und beobachtete sie eine Weile. Immer wieder schauten sie sich in die Augen, lachten und diskutierten über die Spielzüge. Dieses Spiel schien Spaß zu machen. Wie mir meine Gastgeberin Özge bereits damals verriet: Es heißt Tavla. Auch in Syrien in einem verrauchten Café, in dem hunderte Männer saßen, Karten spielten und Shishas rauchten, warfen andere die Würfel. Ich liebe Brettspiele. Und seitdem ließ mich das Spiel nicht los: Es war Backgammon. Eines der ältesten Spiele der Welt hat auch mich fasziniert. Ich wollte unbedingt Backgammon spielen lernen.
2012 dann fuhr ich zu Besuch auf die Mittelmeerinsel Zypern. Wir verbrachten die meiste Zeit in Nordzypern, dem türkischsprachigen Teil des Landes, bei sehr freundlichen Gastgebern – die Brüder Hamza und Venhar (gesprochen Werner und deshalb von uns auch immer mit WWWEEEERRRNNNEEERRR betitelt). Eines Abends nahmen uns Hamza und Venhar mit zu ihrem Kumpel Metin. Die drei begannen Backgammon zu spielen. Als Hamza und Venhar uns dort dann allein ließen, war es soweit: Metin fragte uns, ob wir mitspielen wollten. Metin konnte eigentlich kein Englisch aber mit Hand und Fuß erklärte er uns die Regeln.
Die Aufstellung beim Backgammon
Zunächst die klassische Aufstellung, bei der sich die Steine spiegelverkehrt gegenüberliegen (siehe Bild). Die Steine müssen dann gezogen werden. Wenn zwei Steine auf einem Feld liegen, können sie nicht rausgeworfen werden. Liegt jedoch ein Stein allein, kann man ihn rausschmeißen. Der Spieler muss ihn dann erst wieder reinwürfeln. Mitunter geht das jedoch nicht, da die Einsatzfelder schon vom Gegenspieler mit zwei Steinen belegt sind. Dann muss man aussetzen, bis es wieder klappt. Das kann manchmal sehr lange dauern. Wenn alle Einsatzfelder mit gegnerischen Steinen belegt sind, braucht man gar nicht erst würfeln.
Das Setzen beim Backgammon
Nach und nach werden nun die Steine Richtung eigenes Haus gezogen. Man hat zwei Würfel. Mit den Zahlen kann man immer einzeln setzen oder man addiert es. Dazu dürfen auf den betreffenden Feldern aber nicht zwei gegnerische Steine liegen. Dann sind diese Felder blockiert.
Es gibt Kombinationen. In der Grundaufstellung (wie oben), würde ich eine Sieben immer von links oben auf das erste Feld im Haus ziehen. Zur Eröffnung hasse ich Zahlenkombinationen wie Sechs und Zwei oder Sechs und Drei. Da fängt man bereits mit mindestens einem ungedeckten Stein an. Dabei sollte man immer darauf achten, seine eigenen Steine zu decken. Vor allem im eigenen Haus ist es schmerzlich Steine zu verlieren, denn dann muss man nochmal über das ganze Feld mit ihnen ziehen. Das kann schnell den Sieg kosten. Wichtig ist es, darauf zu achten, Risiken am besten mit den Steinen einzugehen, die am weitesten hinten sind.
Das Rauswürfeln
Wenn alle Steine im eigenen Haus sind, beginnt das Rauswürfeln. Dabei würfelt man wieder mit beiden Würfeln. Würfele ich nun eine Drei und eine Fünf, nehme ich einen Stein vom dritten Feld und einen vom fünften. Falls ich aber nur Steine auf den anderen Feldern habe, setze ich mit den Steinen einmal Fünf vorwärts (geht nur vom sechsten Feld) und Drei vorwärts (geht nur vom sechsten, fünften oder vierten Feld). Man muss nicht Rauswürfeln und kann stattdessen die Steine verschieben. Meine Taktik ist aber: Lieber ein Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach.
Von Zypern nach Griechenland und in die Türkei
Nach und nach schlugen wir uns ganz wacker und am Ende des Abends konnten wir sogar schon gegen Metin gewinnen. Ob das wirkliches Können war, können wir nur spekulieren. Metin konnte die Züge schon im Schlaf und schien immer zu wissen, wann er sich aus der Deckung wagen kann und wann nicht. Heute kenne ich auch die Standard-Züge. Bei unserem nächsten Besuch wollen wir nochmal mit ihm spielen.
Richtig geschlossen hat sich der Kreis für mich aber erst danach. Denn von Zypern flog ich zunächst nach Griechenland, um von Chios dann endgültig nach Izmir überzusetzen. Auf dem dortigen Basar habe ich dann letztendlich unser schönes Backgammonspielbrett rausgehandelt. Es ist aus Holz und dazu gab es die gleichen kleinen Würfel, mit denen der alte Mann und seine Freunde damals in Izmir Tavla spielten. Heute würde ich mich dazusetzen und mitspielen.
Falls Du jetzt Lust bekommen hast Backgammon zu lernen, dann schau doch dieses Video erstmal an. Oder lade Dir in den App Stores ein kostenloses Backgammonspiel herunter. Diese und andere Apps für Android findet ihr in meinen App-Empfehlungen für die Reise. Vielleicht mache ich demnächst auch noch ein eigenes Video.
Kannst Du schon Backgammon? Oder welche Spiele spielst Du gern auf Reisen?
Ich möchte mich hier auch als grosser Backgammonfan outen. Falls wir uns mal irgendwo über den Weg laufen sollten, fordere ich dich gerne zu einem Duell auf… 🙂
Ich nehme das Duell gerne an! Lass mich wissen, wenn Du in der Nähe bist oder andersherum!